Rathaus von Baeza
BESCHREIBUNG
Als dieses Gebäude 1520 auf Geheiß von Karl I. errichtet wurde, sollte es zum Stadtgefängnis werden, da sich das alte Gefängnis in einem sehr schlechten Zustand befand. Im Jahr 1559 wurde das Gebäude um das „Casa del Corregidor“ (Haus des Landvogts) erweitert, um eine bessere Überwachung des Komplexes zu ermöglichen. Erst 1867 wurde das Rathaus von Baeza dort eingerichtet, eine Funktion, die es auch heute noch ausübt. Das Rathaus gilt seit dem Jahr 1917, in dem es zum kunsthistorischen Denkmal erklärt wurde, als Kulturgut von Baeza.
Es ist zweifellos eines der bemerkenswertesten Gebäude in Baeza, mit seiner imposanten Fassade im plateresken Stil, die 37 Meter breit und 11 Meter hoch ist. Das mit Rundbogen versehene linke Tor ist das des ehemaligen Gefängnisses, das rechte mit einem Flachbogen das des ehemaligen Justizpalastes. An der Fassade finden sich einige typische Elemente von Andrés Vandelvira, wie z.B. die venezianischen Fenster, obwohl nicht sicher ist, dass diese von dem berühmten Architekten stammen, der das Kulturerbe von Baeza so sehr geprägt hat.
Der Gefängnisteil ist wesentlich schlichter, mit Darstellungen von Gerechtigkeit und Nächstenliebe. „Gedenke der Barmherzigkeit inmitten der Gerechtigkeit, denn die Barmherzigkeit wird deiner Urteilskraft Würde verleihen“, heißt es dort. Der Bereich des „Casa del Corregidor“ (Haus des Landvogts) ist jedoch mit einer reichen plateresken Dekoration versehen, mit korinthischen Säulen, die mit Girlanden und kleinen Engeln geschmückt sind. Über beiden Toren befinden sich venezianische Fenster, also ein Rundbogen, der von zwei Fensterstürzen flankiert wird, die durch klassische Säulen getrennt sind. Zwei Rosetten flankieren jeden Bogen des Balkons. Die Dreifachfenster zeugen von der soliden klassizistischen Ausbildung des Architekten, weshalb man davon ausgeht, dass es Vandelvira gewesen sein könnte, der das Projekt ausgeführt hat. Zwischen den Fenstern, die durch Säulenreihen mit Akanthusblättern getrennt sind, ist eine heraldische Dekoration zu sehen, bestehend aus einem monumentalen Wappen Philipps II. mit dem Adler des Heiligen Johannes, flankiert von den Emblemen des „Corregidor“ (Landvogt) Juan de Borja und dem Emblem von Baeza. Die drei Wappen deuten auf Spuren der ursprünglichen Polychromie in Rot- und Blautönen hin, ganz üblich für die damalige Zeit. Das Gebäude wird von einem großen Gesims bzw. einer überhängenden Dachtraufe von beträchtlichen Ausmaßen gekrönt, bei dem die dekorative Entfaltung auf der Grundlage von Kymas und Kragsteinen mit kleinen Kinderfiguren, Sphinxen, Adlern, Akanthusblättern, Konsolen, Voluten, Girlanden usw. hervorzuheben ist.
Innenbereiche des Rathauses
Der Plenarsaal ist mit einer Alfarje im Renaissance-Stil (horizontale und verflochtene Holzdecke) geschmückt, die aus dem Kloster San Antonio stammt. Hervorzuheben ist die Bedeutung, die diesem Gebäude im Rahmen des andalusischen plateresken Stils zukommt, besonders aufgrund seiner italienischen Komponenten. Besonders bezeichnend ist der Hauptvorraum, der mit Stuckarbeiten aus der Renaissance und zahlreichen Wappen der Stadt und der Familie Benavides verziert ist. Die Treppe besteht aus drei Läufen mit Holzbalustern. Der gesamte Raum ist mit einer Kuppel mit Stichkappen überdacht.
Durch die im Jahr 2011 abgeschlossenen letzten Restaurierungsarbeiten erfuhr das gesamte Gebäude eine umfangreiche Umgestaltung. Bei diesen Umbauarbeiten wurde das Rathaus in drei Teile aufgegliedert. Das historische Gebäude, in dem sich der repräsentative und politische Teil des Rathauses befindet. Die neuen Einrichtungen mit den Gemeindebüros und der Kundendienstabteilung. Und ein neuer öffentlicher Raum, der als Verteilerraum und Wartebereich dient.
Gegenüber dem Rathaus von Baeza steht das Haus, in dem Antonio Machado in den 1910er Jahren gelebt hat, kurz nachdem der Dichter seine junge Frau Leonor verloren hatte. Machado lehrte Französisch an der Universität und erlebte dort eine seiner produktivsten literarischen Perioden.
INTERPRETATIONSZENTRUM DES WELTKULTURERBES VON BAEZA
Baeza gehört seit 2003 aufgrund seines großen monumentalen, historischen und kulturellen Reichtums zum Weltkulturerbe. Das Welterbe-Interpretationszentrum wurde erschaffen, um der Öffentlichkeit die verschiedenen Aspekte und Besonderheiten dieser Stadt näher zu bringen. Durch Teilnahme, Interaktion und Manipulation werden die Kulturräume in eine sozialere und kollaborative Dimension gehoben.
Der Ausstellungsparcours ermöglicht es dem Besucher, allgemeine Aspekte der Geschichte, Geografie und Kultur dieser Stadt in Erfahrung zu bringen, die untrennbar mit der Bedeutung des kulturellen Erbes der Stadt Baeza aus der Renaissancezeit verbunden sind. Die Ausstellung ist in mehrere Teile aufgeteilt. Wir beginnen mit einem Einführungsteil, mit der Bezeichnung „Conoce Baeza“ (Lernen Sie Baeza kennen), der uns die historischen und kulturellen Zusammenhänge der Stadt veranschaulicht. Durch Ausstellungstafeln werden Texte, Bilder und Farben auf dynamische Weise miteinander kombiniert, um dem Besucher eine andere Sichtweise zu vermitteln. Die Tafel über die Geschichte der Stadt, die Tafel über das Kulturerbe, die Tafel über die Renaissancezeit… Sie alle tragen dazu bei, Baeza auf visuelle und interaktive Weise besser zu verstehen. Über die Büste des Andrés de Vandelvira erfahren wir durch Anklicken eines Sensors in seinem Gesicht mehr über diese Persönlichkeit und die bedeutende Funktion, die dieser in Baeza ausübte.
Einer der beeindruckendsten Teile des Zentrums ist eine Rekonstruktion des Monumentalkomplexes von Baeza in der Zeitepoche der Renaissance. Hierbei wurde der Maßstab so gut wie möglich eingehalten, um das Modell so real wie möglich zu gestalten. Es handelt sich um ein intelligentes typhlologisches Modell, das durch Herunterladen einer App in Betrieb gesetzt wird. Die wichtigsten Merkmale der einzelnen Monumente werden mithilfe von Tonaufnahmen beschrieben.
Weitere bedeutende Ressourcen des Zentrums sind das Schaubild über das Weltkulturerbe, die maßstabsgetreuen Reproduktionen der großen architektonischen Elemente von Baeza, das pädagogische Puzzlemodell… All dies ist in diesem großartigen Weltkulturerbe-Interpretationszentrum der Stadt zu finden.